Liebe Oma, Guten Tag!

Dokumentarfilm, 84min, in Ko-Produktion mit TREMORA  (LT)
gefördert von: Film- und Medienstiftung NRW, FFA Filmförderungsanstalt, Lithuanian Film Center
Regie: Jūratė Samulionytė & Vilma Samulionytė
Produzentinnen: Dagmar Blume-Niehage, Ieva Norviliene
Kamera: Audrius Zelenius
Sound: Martynas Tamulis
Musik: Markus Aust
Editing: Linas Grubys & Nele Jeromin
Schnittberatung: Gesa Marten

 

Es ist an der Zeit zu reden.
Über alles.
Nichts ändert sich so sehr wie die Vergangenheit.
Ein zutiefst persönlicher Dokumentarfilm von zwei Schwestern.

Zwei Schwestern aus Litauen – eine Regisseurin und eine Fotografin – reisen durch die Vergangenheit ihrer deutschen Großmutter, die ihrem Leben im Alter von 72 Jahren ein Ende setzte. So ist die Vergangenheit voller unbeantworteter Fragen geblieben. Der Krieg, das Unbehagen, im sowjetischen Litauen deutsch zu sein, eine tragisch unerfüllte Liebe und lebensverändernde Entscheidungen – jeder Schritt enthüllt neue Fragen, aber die nächsten Angehörigen bleiben hinter einer Mauer des Schweigens. Was verbergen sie und warum ist es so schwer, darüber zu sprechen? Eine lange Reise, die in zwei verschiedene Richtungen führt – zur anderen Person und zu sich selbst.

Aus dem Katalog der Nordischen Filmtage Lübeck: „In unaufgeregt rhythmisierten Sequenzen, immer wieder unterlegt mit einem wunderschönen Soundtrack, entfaltet der Film aus einer Familiengeschichte heraus eine Reflexion des grausamen 20. Jahrhunderts.“

„Liebe Oma, Guten Tag!“ ist aus dem Bedürfnis entstanden, über bisher ungesagte Dinge zu sprechen, Antworten zu finden, und Tabus brechen zu können. Während der Recherche stießen die Autorinnen auf die Liebesgeschichte ihrer Großmutter, die Probleme der deutschen Bevölkerung im sowjetischen Litauen und eine Reihe von Suiziden in ihrer Familie.

Litauen hat die höchste Suizidrate in Europa. Das liegt unter anderem auch an einer Kultur des Schweigens, in der die Schrecken der Vergangenheit nie aufgearbeitet worden sind. Der Film versucht, dieses Thema an die Öffentlichkeit zu bringen. Er regt an, sich nicht mehr hinter Scham und Schuldgefühlen zu verstecken und stattdessen Emotionen und Gefühle mit nahestehenden Menschen zu teilen.

Neben der persönlichen Geschichte erzählt der Film von den Folgen des Zweiten Weltkriegs – oder allgemein von Krieg – auf die zweite und dritte Generation – insbesondere derer, die als zweite und dritte Generation von Flüchtlingen lebt. Der Film gibt damit auch Hinweise darauf, wie Kinder und Enkelkinder unserer heutigen Flüchtlinge in der Zukunft leben werden. Werden sie ebenfalls ihre Wurzeln verleugnen müssen, wie es die Großmutter und Mutter der Filmemacherinnen getan haben?

Jūratė Samulionytė & Vilma Samulionytė: „Nur wenn wir unsere Vergangenheit verstehen, haben wir eine Chance zu verstehen, wie wir leben, welche Entscheidungen wir fällen und welchen beruflichen Weg oder Partner wir wählen.“